Quantcast
Channel: Graumarktinfos.de
Viewing all articles
Browse latest Browse all 4247

Darknet als grauer Markt der Forschung

$
0
0

Gefahren aus dem Darknet der Forschung als Randerscheinung mit Symptomwert: Wie die Wissenschaft auf die Raubverlage bei finanziellen Schäden reagiert!

Es ist erstaunlich, dass auch die Wissenschaft in großem Umfang kriminelle Strukturen begünstigt. Werden Sachverhalte zum Thema hinterfragt, eröffnet sich Erstaunen und Unwissenheit. Der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung muss nicht rechtlich qualifiziert sein. Viele beschäftigen sich mit der von ihnen belegten Forschung in Treu und Glauben bezogen auf ihr Fachgebiet. Auf der anderen Seite sollen fünftausend deutsche Wissenschaftler identifiziert worden sein, die wissentlich oder unwissentlich in Raubverlagen publizieren. Das erfolgt gegen Gebühr im Darknet und an der wissenschaftlichen Qualitätskontrolle vorbei. Darunter sind Forscher von Institutionen wie Helmholtz oder Max Planck. Es stellt sich die Frage, ob fünftausend Wissenschaftler als viel oder wenig zu definieren sind, wenn Hunderttausende Publikationen pro Jahr veröffentlicht werden.

Das Verständnis für Strafbarkeit bei nichtjuristischen Wissenschaftlern

Für viele Bürger dieses Landes steht die gedruckte Veröffentlichung über der fraglichen Gefahr des Betruges. Viele leben in der Auffassung, dass allein die Tatsache eines Druckstücks Legitimität garantiert – insbesondere dann, wenn eigene Veröffentlichungen zum Abdruck kommen. Nicht zwingend ist jeder Verdachtsfall negativ zu beleuchten. Die Zahl der Verdachtsmomente ist niedriger anzusetzen, als es auf den ersten Blick erscheint. Nicht jeder Beitrag eines Wissenschaftlers in einem Raubjournal hat die Bezeichnung „Scheinwissenschaft verdient“. Fehlzuweisungen sind nie auszuschließen. Nach Untersuchungen haben die Helmholtz- und die Fraunhofer-Gesellschaft die Zahl der ihnen zugeschriebenen Verdachtsfälle zurückgenommen. In Verdachtsfällen konnte es vorkommen, dass zwei Drittel der Publikationen gegen die Zustimmung der Autoren veröffentlicht worden sind. Es ist möglich, dass inkriminierte Aufsätze zunächst in seriösen Verlagen publiziert wurden. Diese wurden später von Raubverlagen aufgekauft.

Darknet ist in seiner Bedeutung meist nur in der kriminellen Szene bekannt. Umgekehrt führt die Gutgläubigkeit bei Bürgern zur Verwunderung, wenn negative Aspekte aufgezeigt werden. Die vier großen Forschungsgesellschaften zeigen Verdachtsfälle mit Anteilen zwischen 0,05 und 0,01 Prozent auf. An den Universitäten liegt der Prozentsatz im Promillebereich (vgl. Kölner Science Media Center – 2018-07-25). Die Zahlen können nicht als Überflutung der Wissenschaft mit Scheinwahrheiten definiert werden. Forschungsgesellschaften bewerten das Phänomen als Randerscheinung. Eine „Einsturzgefahr“ für die Wissenschaft wird nicht unterstellt.

Bei angesehenen Journalen ist oft der Rückzug von Publikationen zu erkennen. Herausgeber- und Zitierkartelle haben sich entwickelt. In diese kann sich teilweise eingekauft werden. In der Tabak- und Saatgutindustrie ist bekannt, dass gelegentlich vermeintlich seriöse Forschung eingekauft wird.

Signale und Umsetzung der Schutzfunktionen in der Wissenschaft

Die Replikationskrise der Wissenschaft hat gezeigt, dass unseriöse Forschung diesseits der Schattenverlage gedeiht. Er unterstellte Publikationsdruck, der Wissenschaftler zu Verzweiflungstaten treibe, richtet sich weniger auf prestigereiche Journale. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Nobelpreisträger bei einem Raubverlag publizieren. Im Umkehrschluss kann unterstellt werden, dass niemand den Nobelpreis bekommt, der seine Studien dort platziert.

Die Wissenschaft kann dubiose Quellen herausfiltern. Ganz einfach ist das aber nicht. Förderungen sind an die Regeln wissenschaftlicher Praxis und Publikationen in seriösen Fachzeitschriften geknüpft. Wahrheit und Lüge sind im Hinblick auf die Raubverlage nicht leicht zu unterscheiden. Es gibt Raub-Journale, die angesehene Periodika waren und nun über das Darknet Qualitätsanspruch aufzeigen wollen. Raubverlage kaufen oft seriöse Fachzeitschriften auf und geben sich dadurch einen „seriösen Anstrich“. Die Warnungen von Ombudsmännern und Publikationsberatern sind kein sicherer Schutz gegen vorsätzliche Täuschung.

Die Qualitätssicherung soll in der Projektforschung greifen. Die Masse der Wettbewerbe und die Überlastung der Gutachter lässt eher auf äußere Kriterien wie die Zahl der eingeworbenen Drittmittel und die Länge der Publikationsliste blicken. Ungelesene Aufsätze werden dennoch zitiert und tragen zur Verzerrung des Wettbewerbs bei. Betrügerische Forschung im Sinne des Darknet spekuliert darauf, dass Beiträge gelistet, aber nicht gelesen werden.

Auswüchse eines Publikationssystems höhlen die Qualität durch fragwürdige Metriken aus. Mit Steuermitteln werden absurde Ausstöße ungelesenen Papiers produziert. Dem stehen Qualität statt Quantität gegenüber. Ziele sind weniger Evaluationen, Begrenzung der Publikationslisten, Verlangsamung des Wettbewerbs. Die Auswirkungen sind gering, weil die Mechanismen tief verankert sind. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft reduzierte im Jahr 2010 die Zahl der relevanten Publikationen in Wettbewerben auf fünf; im Jahr 2014 erhöhte sie diese auf zehn. Wenn wissenschaftliche Reputationen an äußeren Kriterien wie dem Impact-Factor gemessen werden, können Politiker und Universitäten weiter mit Ehrfurcht auf jedes verzerrte Ranking starren. Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen sollten das Symptom der „Schattenverlage“ nutzen und Begrenzung fordern.

Eine andere Forderung an die Wissenschaft ist die Immunisierung von Raubverlagen. Schwarze Listen sind im Hinblick auf Wachstum des Marktes und viele Grauzonen schwer zu verwirklichen. Sie würden den Staat zur Zielscheibe von Zensurvorwürfen machen. Die Kennzeichnung von Publikationen müsste mit Veränderungen der Publikationslandschaft Schritt halten (vgl. Hippler, H.; Präsident der Hochschulrektorenkonferenz). Das ist keine einfache Aufgabe. Die Wissenschaft muss aktiv werden, wenn sie verhindern will, dass die Raubverlage ihre Legitimationskrise verstärken.

Fazit

Viele Raubverlage kennen die direkten Folgen von Open Access. Dieses sollte die Macht der Großverlage brechen. Die verlegerische Qualität und Sorgfalt wurde über Jahre kleingeredet. Das Darknet konnte sich in diesem Bereich entwickeln. Die Autorengebühr sollte Alternative zum traditionellen Lizenzmodell darstellen. Diese sollte dem Geschäftsmodell der Raubverlage keine Nische bieten. Open Access-Publikationsfonds könnten bei der Vergabe der Autorengebühr auf Qualität achten. Dennoch können Autoren neben der Wissenschaft auf eigene Rechnung zweifelhafte Publikationen auf dem Markt platzieren. Dort werden sie für Werbung und politische Propaganda verwendet. Wissenschaft soll im Internet jedem frei zugänglich sein. Das hat nicht zwingend demokratisierende Effekte. Laien können Sinn und Unsinn von Publikationen nicht unterscheiden. Wo bleiben dann die Faktenzweifel?

 

2018-07-25                                         Redakteur M                                      877 Wörter

A-18.07-9        Darknet

Der Beitrag Darknet als grauer Markt der Forschung erschien zuerst auf Graumarktinfos.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 4247