Kein Verbot von Bonitätsanlagen, so lautet die Nachricht der BaFin. Die Finanzwirtschaft muss sich aber verpflichten, den Verbraucher vor den Risiken der Bonitätsanleihen besser zu schützen.
Bonitätsanleihen: BaFin wollte Verkauf verbieten
Im Juli 2016 kündigte die BaFin an, die Vermarktung, den Vertrieb und Verkauf von Bonitätsanleihen für private Anleger zu verbieten. Die Anleger könnten nicht wirklich beurteilen, welche Risiken mit einer Bonitätsanleihe verbunden sind, so hieß die Begründung der BaFin. Allein schon der Name führe in die Irre.
Bonitätsanleihe: Was ist das?
Mit einer Bonitätsanleihe wettet der Kunde auf der Bonität von Unternehmen und Staaten. Diese Produkte seien keine klassischen Zinspapiere. Der Verbraucher sei eher in der Rolle eines Versicherungsnehmers, so rügte die BaFin. Das Risiko sei für den Verbraucher nicht abzuschätzen.
Bonitätsanleihe heißt jetzt „bonitätsunabhängige Schuldverschreibung“
Nun aber ist die Finanzbranche bereit, die Sicherheit und Transparenz der Bonitätsanleihen zu erhöhen. So soll also nicht mehr von Bonitätsanleihen gesprochen werden, sondern von „Bonitätsunabhängigen Schuldverschreibungen“. Ein untauglicher Versuch – bestenfalls! Aber letztlich ist egal, was der Verbraucher nicht versteht. Als Anlegerschützer weiß man nicht so recht, ob man lachen oder weinen soll.
Bonitätsanleihe: Nicht für Kleinanleger geeignet
Auch solle die Mindeststückelung 10.000,00 Euro betragen. Dadurch werde der Kleinanleger von einem Engagement abgehalten. Die Branche verpflichtete sich ferner, die Bonitätsanleihen nicht mehr zu verkaufen, wenn die Kunden bei der Anlageberatung die beiden geringsten Risikobereitschaftsklassen ausweisen. Damit können die Banken wieder die Zielgruppe der ahnungslosen Rentner in Visier nehmen, die „a.d.“, wie sie im Branchenjargon heißen – alt und doof.
Bonitätsanleihe: Banken sollen anleger- und anlagegerecht beraten
Beim Vertrieb der „Bonitätsunabhängigen Schuldverschreibungen“ sollen die Berater Kenntnis und Erfahrungen der Kunden im Umgang mit diesen Produkten abfragen. Dem Kunden muss klargemacht werden, welche Kreditereignisse, bezogen auf den Referenzschuldner, zu einem Verlust der Zinszahlung führen können. Seit Jahren ist das der rechtliche Standard. Der Bundesgerichtshof fordert die anleger- und anlagegerechte Beratung. In der Vergangenheit hat das dem Anleger wenig geholfen.
Bonitätsanleihe: Das Nachfolgeprodukt für die Fondsmodelle?
Die Finanzbranche ist erleichtert. Die Bonitätsanleihen ließen sich bestens verkaufen. Bislang hatten Verbraucher bereits 6,3 Milliarden Euro in Bonitätsanleihen investiert. Nach dem Scheitern der Schiffsfonds und zahlreicher anderer Fondsmodelle kann die Finanzbranche wieder mit einem wohlklingenden Finanzinstrument arbeiten, das noch nicht „verbrannt“ ist.
Bonitätsanleihe: Werden Banken die Selbstverpflichtung einhalten?
Es bleiben erhebliche Zweifel, ob die Selbstverpflichtung der Finanzbranche tatsächlich ausreicht, den Anleger von den Risiken der Bonitätsanleihen wirklich zu warnen. In der Beratung gibt es eine Asymmetrie zwischen den Vertriebsstrategien der Banken und der Arglosigkeit vieler Anleger.
Bonitätsanleihe: Der mündige Bürger ist eine Fiktion
Das Bild des mündigen Käufers ist weitgehend eine Fiktion. Die Hirnforschung und die Marketingexperten hegen keine Zweifel daran. Mit dem Verkauf der Bonitätsanleihen wird sich fortsetzen, was schon immer beim Vertrieb von Finanzprodukten aller Art, sei es Zertifikate, Fonds oder Anleihe funktioniert hat.
Bonitätsanleihe: Verkaufszahlen mit Zielvorgaben?
Der versierte Verkäufer wird seinen Kunden überreden und sich jede Unterschrift unter das Protokoll holen. So ist das seit jeher gewesen und so wird es auch in der Zukunft sein. Dabei geht es nicht allein um das Wissen des Beraters um das Produkt, sondern vielmehr das Wissen, wie man ein solches Produkt an den Kunden bringt. Der Bankberater wird seine Zielvorgaben erfüllen müssen.
Bonitätsanleihen: Zweifel an seriösem Vertrieb
Regelmäßig werden die in den Banken tätigen Anlageberater dem Druck ausgesetzt, die von ihrem Institut vorgegebenen Produkte an ihre Kunden zu verkaufen und die angeordneten Verkaufszahlen zu erreichen. Bei diesen Vorgaben muss oft genug die Seriosität der Beratung dabei auf der Strecke bleiben.